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HERZieherin

Aglio e olio...was ist dieses Portfolio?

Ich sitze am Computer, die Stirn runzelnd und Augen zusammenkneifend ob der verwackelten Fotos (da hatte bestimmt wieder Lorenz den Connor geschubst, der daraufhin gegen die Kollegin runkste, die die Kamera hielt). Da muss doch was zu finden sein. Ja, ooooch ist das ein schöööönes Foto von Lysann, wie sie da…ach nee, Maria neben ihr…muss ja nicht nasepopelnd in Lysanns Portfolio zu finden sein…kann ich die…irgendwie…raus…schni…ppeln? JA, da, „zuschneiden“…perfekt. Naja…bleibt auch nicht mehr viel übrig vom Foto. Da denken ihre Eltern, Lysann hat keine Freunde, wenn sie nur allein auf dem Bild zu sehen ist, das geht natürlich nicht.


Wir möchten immer mal wieder zwischendurch Momente festhalten. Es ist zwar auch eine Kunst und Achtsamkeitsübung, den Moment an sich zu genießen. Aber wenn sich die Kinder ihr Portfolio aus dem Regal nehmen, einträchtig nebeneinander an den Tischen sitzen und so viele Erinnerungen, gemeinsame Erlebnisse Revue passieren lassen, dann…ist das einfach schön anzusehen. Diese nostalgischen Momente schafft sich jedes Kind ganz individuell: das eine dreimal am Tag, ein anderes kann sich nach vier Monaten nicht mal daran erinnern, wie seines überhaupt aussieht.


Kurzer Crash, damit es nicht langweilig wird – hier eine Rätselfrage (ist auch ganz leicht!):


Ein Portfolio (von den Kindern ganz fantasiereich Polyo oder Holio oder Tortolio genannt) ist…


a) eine Folie, die man um den Wein wickelt, den Onkel Thomas im Keller stehen hat. Damit die nicht so staubig wird, die Flasche im Keller. Weil der ja immer so dreckig ist. Der Keller, nicht der Onkel Thomas.

b) eine Mappe mit Folien drin und in den Folien sind so viele Bilder und ganz viele Kunstwerke mit schwarzen Kritzeln oder Regenbogenwelten hinter dem Fluss und so. Das tut man in die Folien rein, damit der Erzieher immer gucken kann, wie schön das Kind schon Regenbogenwelten malen kann und wie grooooooß es doch geworden ist.

c) ein Weltauto. Also so ein kleines Auto von den Leuten, die Autos bauen und das wollten so viele Menschen haben, das Auto, dass sich die Leute was überlegt haben. Da haben sie nämlich auch noch viele kleine Spielzeugautos gebaut, so klein, dass sie sogar ins Kindergartenregal passen.

d) eine Mappe mit Fotos von sämtlichen Ausflügen der Kindergartengruppe. Natürlich können die nicht wirklich fliegen. Da sind ganz viele tolle Fotozettel drin von jedem einzelnen Kind, wie es lustig guckt und fröhlich spielt und ganz prima ein Vogelfutterhausausmalbild ausschneidet und mit den anderen die Rutsche auf dem Spielplatz runterrutscht und wie es beim Sport schon GANZ ALLEIN auf der umgedrehten Bank balancieren kann. Und dann steht natürlich immer noch unter jedem Bild, was es da gerade tut und wie TOLL es das schon kann. Und ausgemalte Ausmalbilder und andere Kunstwerke sind auch noch darin.

e) Bonbons, aber eklige. Die sehen auch nicht toll aus, nur ganz langweilig und die dürfen Kinder auch nicht essen, sondern nur die Mamas. Da sind doll gesunde Sachen drin versteckt, damit die Mamas schneller ein Baby im Bauch haben. Und die Kinder brauchen die, um Familie zu spielen. Rollenspiele sind nämlich sehr typisch im Kindergartenalter.


Und keine Sorge, ich habe die Messlatte bei den Antwortmöglichkeiten extra nicht so hoch gehängt. Wenn ich das mit den Kindern vergleiche, ist die Mitmachwahrscheinlichkeit höher, wenn der Schwierigkeitsgrad niedrig ist, und außerdem kann man sich ja auch nicht ordentlich messen, wenn die Latte zu hoch hängt, nicht wahr?

Um das Rätsel noch aufzulösen: Antwort d) ist richtig! Und als Dankeschön für’s Mitraten gibt es noch einen ausgewählten Einblick in die authentischen Hintergründe, wie die schönen Fotos zustandekommen.


Alle mal lächääääln…PIA, schau nach vorn! DA ist die Kamera!“ „Quentin, nimm bitte den Finger aus Leonards Ohr!“ [ 17 Knipser später…] „Da ist hoffentlich was dabei. Warum ist Marianne nicht mit auf dem Foto? ...Wo ist eigentlich Marianne? MARIANNE?! Ach, da bist du…“ „Da war ein Regenwurm.“ NEIN, NICHT in die Tasche stecken! Dem geht es wirklich besser, wenn er hierbleiben darf. Setz ihn auf die Erde, jaa richtig, so…vorsichtig…genau und stell dich hin, sonst sieht man dich auf dem Foto nicht. … NICHT DIE REGENWURMFINGER IN DEN MUND STECKEN! … Und jetzt nochmal: Alle mal lächääääln!“

Hach, ist das schön, Momente festzuhalten.




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