Von Selbstfürsorge und Selbständigkeit

Im Erzieherberuf ist es wirklich wichtig, auf sich selbst zu achten. Inmitten des ganzen Alltagstrubels zu schauen, wo kurze Momente zum Durchatmen möglich sind. Hier im Turbogang einen Cappuccino nebenbei schlürfen und sich dabei die "Ssunge ssu verbrennen", da ein paar Stifte anspitzen, um eine zur Abwechslung monotone Beschäftigung zu haben. Oder auch mal im Bad die Toiletten nachspülen, um etwas Abstand zu dem einer Baustelle gleichen Lärmpegel zu bekommen (es ist so aufmerksam von den Kindern, dass sie das deswegen oft extra nicht machen!)! Ich genieße es, morgens früher auf der Arbeit zu sein, um in Ruhe anzukommen, für ein paar Minuten allein auf dem Erzieher-Drehstuhl zu sitzen und die eeeeins, zweeeei, dreeeei Löffel Cappuccinopulver in meine Retro-Arbeitstasse zu schöpfen. Darauf freue ich mich auch an jenem Tag. Doch kaum habe ich nach Betreten der Kita meine Hände mit viel zu viel Desinfektionsmittel (ich bin keineswegs ein abschätzender Mensch...oder wie heißt das, wenn man kein gutes Einschätzungsvermögen besitzt?!) überkippt, kommen zwei meiner Jungs die Treppe heruntergestolpert. Da hat oben jemand eingekackt. Okee, der Cappuccino kann warten. In der Garderobe angekommen, läuft mir besagter Junge schon entgegen und hält mir seinen tropfnassen Schlüppi vor's Gesicht. "Hab ssson ein bissn aussgewassn." Wow, ich staune wirklich über seine Selbständigkeit, das find ich echt klasse! Seine Wechselsachen liegen auch schon bereit. Zum Glück ein paar Zentimeter neben den ganzen Kratzspuren. Mit dem Rest helfe ich ihm. Wenn er das nächste Mal auch noch den Schlüppiinhalt in die Toilette kippt, statt ins Waschbecken, habe ich wirklich gar nichts mehr zu tun:) Darauf ein Cappuccino! Draußen höre ich Weinen. Max hat mit Simeon irrrgendwie von beiden Seiten an irrrrgendeinem Band gezogen und dabei ist Simeon irrrgendwie auf den Kopf gefallen. Und jetzt tut's weh. Vielleicht kann ich ihn ein bisschen aufheitern. Ich sage: "Weißt du, wie das gemacht hat? Gonnnnng hat das gemacht!" Und zack…zumindest ein bisschen zieht sich der linke Mundwinkel nach oben. Mir geht das Herz auf, wie er so hilflos, eingepackt wie ein Schneemann, auf dem Boden hockt. Und mein Cappuccino? Naja, bei der Feuerwehr wird schließlich auch der Kaffee kalt;)